Die Schweizer Biotechindustrie bleibt erfolgreich und konnte ihre Umsätze, Exporte und Forschungsinvestitionen 2018 erneut steigern. Damit legt sie die Basis für weiteres Wachstum und eine zukunftsgerichtete Entwicklung. Mit einem sprunghaften Anstieg beeindrucken insbesondere die Kapitalinvestitionen in börsenkotierte Biotechfirmen: Polyphor überzeugte mit einem der europaweit erfolgreichsten Börsengänge der letzten Jahre.
Die Schweizer Biotechindustrie blickt erneut auf ein Rekordjahr zurück. Die Branchenumsätze konnten im Vergleich zu 2017 um 6 Prozent auf 4 Milliarden Franken gesteigert werden. Die Beschäftigtenzahl der 249 Biotechunternehmen und 63 Zulieferfirmen ist um rund 4 Prozent auf über 14‘300 gestiegen. Die Kapitalinvestitionen in börsenkotierte Biotechunternehmen erlebten einen regelrechten Boom.
Die Grundlage für dieses eindrückliche und seit Jahren anhaltende Wachstum legt die Branche mit Investitionen in Forschung und Entwicklung, die seit Jahren ansteigen und die sich von 2017 auf 2018 um weitere 32 Prozent erhöht haben. Damit investierten die Schweizer Biotechfirmen auch 2018 den grössten Teil der durch Gewinne und Finanzierungstransaktionen verfügbaren Mittel in Forschung und Entwicklung. Die Resultate sind ein wertvolles Patentportfolio (53 Prozent der Schweizer Biotech-Patente sind «World-Class Patente») und eine Pipeline, die sehr gut mit Wirkstoffen der präklinischen und klinischen Forschung gefüllt ist. Die Schweizer Biotechbranche besteht mehrheitlich aus kleinen bis mittelgrossen Unternehmungen. Bestärkt wird sie durch Kapitalinvestitionen, das grosse Interesse internationaler Unternehmen an Kooperationen und die Erfolge in nationalen und internationalen Projektförderungsprogrammen (Innosuisse, Horizon 2020, internationale Trusts und Stiftungen).
Mit seinem diesjährigen Fokus «Wandel gestalten» zeichnet der heute publizierte Swiss Biotech Report 2019 diese Erfolgsgeschichte nach und untermauert seine Aussagen mit umfassendem Zahlenmaterial. Damit liefert er den Beleg dafür, dass die Schweizer Biotechbranche für die globalen Herausforderungen bestens gewappnet ist. Ein hervorragendes Beispiel für die vielversprechende Zukunft ist der Börsengang von Polyphor im Frühling 2018. Mit einer Neugeldaufnahme von rund 155 Millionen Franken war dies das grösste Biotech-IPO in der Schweiz seit über zehn Jahren und eines der drei grössten in Europa in den letzten drei Jahren.
Das Erfolgsgeheimnis der Schweizer Biotechbranche liegt nicht in einzelnen Spitzenfirmen, sondern in ihrer Vielfalt. Um herausragende Leistungen zu würdigen, zeichnet die Swiss Biotech Association jedes Jahr Unternehmen mit den «Swiss Biotech Success Stories Awards» aus. Am diesjährigen Swiss Biotech Day nahmen die Firmen Biogen, Okairos, Roche Glycart, Selexis und Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma die Auszeichnung entgegen, nachdem sie 2018 nominiert worden waren.
Bekanntgegeben wurden auch die nominierten Firmen für das kommende Jahr 2019/2020. Darunter befindet sich erstmals eine Einzelperson: Prof. Dr. Werner Arber erhielt 1978 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Mit seiner bahnbrechenden Forschung im Bereich der Molekulargenetik hat er die Entwicklung der Biotechnologie in vielfältiger Weise über Jahrzehnte mitgeprägt.
Weiter wurden drei Stiftungen nominiert, die seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich Biotech Startup-Firmen fördern und damit wesentlich zum Wachstum der Industrie beigetragen haben: Venture Foundation, Venturelab und Venture Kick.
Schliesslich schafften es auch drei herausragende und kommerziell erfolgreiche Biotechfirmen auf die Liste der unabhängigen Jury: Actelion, Debiopharm und Helsinn.
Actelion gehört seit 2017 zur Janssen Family of Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson und ist einer der weltweit führenden Anbieter von Medikamenten zur Behandlung von Lungenhochdruck. Debiopharm, bekannt für onkologische Therapien und Antibiotika, hat ein Geschäftsmodell aufgebaut, mit dem erfolgsversprechende Produktkandidaten optimiert, in der klinischen Entwicklung getestet und schliesslich an Pharmapartner lizenziert werden. Helsinn hat ein breites Portfolio von Krebstherapien auf dem Markt und eine starke Entwicklungspipeline etabliert. Durch den Aufbau von eigenen R&D- und Produktionskapazitäten ist die Firma im Tessin ein wichtiger Arbeitgeber geworden.
In den nächsten 12 Monaten wird die Swiss Biotech Association eng mit diesen Laureaten zusammenarbeiten, um anhand dieser Erfolge die Vielfalt und Innovationskraft der Schweizer Biotechindustrie aufzuzeigen.
Biogen ist ein Biotech-Pionier und wird für die zahlreichen Schweizer Elemente in seiner Erfolgsgeschichte geehrt. In der Schweiz gegründet ist Biogen heute ein weltweit führendes Biotechunternehmen mit über 7‘000 Mitarbeitenden.
Glycart (heute Roche Glycart) ist Vorreiter beim Antikörper-Engineering in der Krebsimmunotherapie. Das erste auf dieser Technologie basierende Medikament wurde 2013 zur Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie zugelassen.
Okairos (heute GlaxoSmithKline) entwickelte innovative Impfstoffe auf T-Zellen-Basis zur Behandlung der wichtigsten Infektionskrankheiten wie Malaria, Hepatitis C, HIV und Ebola. 2013 übernahm GSK das Unternehmen für EUR 250 Mio.
Selexis bestimmt seit mehr als einem Jahrzehnt die Entwicklung in der Proteinexpression und setzt neue Massstäbe in der Bioproduktion. Selexis’ Spitzentechnologie wird weltweit von über 100 Partnern genutzt.
Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma, ist ein transformatorisches Joint-Venture zwischen Vifor Pharma und Fresenius. Eine Partnerschaft, die ein weltweit führendes Unternehmen mit Therapien zur Behandlung von Nierenleiden etablierte.
Der Swiss Biotech Report 2019 beleuchtet die wichtigsten Trends, Innovationsfaktoren und Innovationsquellen und fasst Themen und Fakten zur Entwicklung der Schweizer Biotechindustrie zusammen. Der Report ist digital erhältlich. Mehr über die Swiss Biotech Success Stories.